25. Januar 2015

Stoffspielereien: Ecken

...oder wieviele Ecken hat eine Tulpe?

Da meine übliche Ideensammlung zum Thema "Ecken" leider nichts brachte, was mich spontan begeisterte, habe ich dann doch mal geschaut, was meine (überschaubare) Näh-Literatur zu dem Thema zu bieten hat.


Und ich war überrascht: Fand ich doch in diesem Buch eine mehrseitige Anleitung für verstürzte Ecken!

Ich hatte bisher gar nicht gewußt, daß man für verstürzte Ecken eine Anleitung brauchen könnte... Zusammennähen, eventuell die Nahtzugaben an den Ecken zurückschneiden, wenden, mit der Schere etwas in den Ecken porkeln und, wenn ich es ganz gut meine, noch kurz das Bügeleisen draufhalten. Kann man das auch anders machen?

Ich habe also eine einfache Form mit Innen- und Außenecken gesucht, die man trotzdem einfach zuschneiden kann: dazu ein großes Rechteck längs falten. An einer Schmalkante diagonal abschneiden und das abgeschnittene Dreieck als Schablone für den Schnitt an der anderen Schmalkante nutzen. Auseinanderfalten und schon hat man- eine Tulpe! Jedenfalls ein stark vereinfachte Tulpe.

Hier noch gefaltete Tulpe...

Will man die jetzt fachgerecht verstürzen, geht man folgendermaßen vor:
1. Rechts auf rechts zusammennähen. (Wendeöffnung nicht vergessen!)
2. Bei Innenecken die Nahtzugabe in der Ecke bis (sehr) kurz vor der Naht einschneiden.
3. Alle Nahtzugaben zur Seite bügeln, so daß die Naht im Bruch liegt.
4. An den Außenecken die Nahtzugaben übereinanderfalten. Bei spitzen Winkeln ist dafür noch eine Extrafaltung nötig. (Diese natürlich auch bügeln!) Bei spitzen Winkeln und dickeren Stoffen werden die Nahtzugaben im Bereich der Ecke bis etwa 2-3mm zurückgeschnitten.
5. Wenden. Die Ecken mit einem Pfriem (besitze ich leider nicht, daher kam doch wieder die Schere zum Einsatz...) ausformen.
6. Bügeln!

Alle Nahtzugaben vorschriftsmäßig gebügelt!

Mit dieser Technik werden die Ecken tatsächlich ordentlicher und vor allem eckiger!


Ich habe zum Vergleich bei der einen spitzen Ecke die Nahtzugaben gefaltet und bei der anderen zurückgeschnitten. 


Verwendet habe ich Leinen und dünne Baumwollpopeline, die Stoffe sind meiner Meinung nach nicht dick. Trotzdem ist die Ecke mit der zurückgeschnittenen Nahtzugabe deutlich besser geworden. Falten würde ich in Zukunft nur, wenn beide Lagen aus sehr dünnem Stoff bestehen.


Ich habe die so verstürzte Tulpe als aufgesetzte Tasche auf ein größeres Stück gleicher Form genäht.


Und dann mit einem zweiten vernäht, damit ich einen Beutel bekomme. Hier habe ich die Ecken abgenäht, damit die Tasche auch Tiefe bekommt. Dafür an der Ecke die Nähte möglichst exakt übereinanderlegen, ausmessen, feststecken und abnähen. Das dann überstehende Dreieck wird einfach abgeschnitten.

Ecken abnähen an der Futtertasche gezeigt.

Bisher habe ich diese Methode nur bei rechten Winkeln benutzt, aber jetzt kann ich sicher sagen: das funktioniert auch bei anderen Winkeln ganz genauso! 

Beim Verstürzen von Tasche und Futter gab es natürlich wieder Innenecken. Hier habe ich mich nicht getraut, bis zur Naht einzuschneiden, da der Außenstoff ("Lenda" vom Möbelschweden) sehr zum Ausfransen neigt. Daher ist diese Ecke leider etwas runder geworden.


So sieht nun die fertige Tulpentasche aus.


Da die Tasche gefüttert ist und die Träger (einfach geflochtene Stoffstreifen) zwischengefasst sind, kann man die Tasche von beiden Seiten benutzen. 


Auf der Futterseite ergibt sich an den Ecken ein interessanter Effekt mit den Streifen!


Neue Erkenntnisse:
  • Für ordentliche verstürzte Ecken muß man bügeln. Mehrmals! (Mein nächster Kragen wird sowas von ordentlich werden!)
  • Bei verstürzten Innenecken muß man wirklich bis zur Naht einschneiden, dann gibt es auch keine Zugfalten.
  • Abgenähte Ecken (3-D-Ecken) funktionieren bei beliebigem Winkel.
Heute sammelt Frisfris die Stoffspielereien aus von den Ecken. Vielen Dank!

Wer genauso gespannt ist wie ich, was sich die anderen Teilnehmer für Ecken ausgedacht haben, der gucke hier.


21. Januar 2015

Ein schnelles Jersey-Kleid

...ist genau das, was ich dringend gebraucht habe!
Weniger weil es in meinem Kleiderschrank gefehlt hätte, sondern mehr das Erfolgserlebnis.
Da das letzte Jahr krankheitsbedingt eher erfolglos endete- keine Herbstjacke, keine Hose und auch kein Weihnachtskleid- brauchte ich jetzt mal dringend ein Nähprojekt mit Erfolgsgarantie.
Genäht habe ich den Schnitt Lady Skater von Kitschy Coo. Schon oft gesehen, immer schön und nähen wollte ich den ja auch erst seit dem Sommer...

Mal eben lässig aus der
Hüfte ein paar Fotos schießen.

Erst nach dem Zuschneiden habe ich registriert, was ich mir extra auf dem Schnittmuster notiert hatte: "1 cm Nahtzugabe inklusive". Das hätte ich mir also auch einfacher machen können...
Genäht ist das Kleid wirklich schnell an einem Nachmittag.
Geändert habe ich nichts, nur an den Schultern 1 cm zugegeben. Das mache ich aber meistens, nur nicht bei burda-Schnitten.

Oder doch besser so?

Der Jersey ist sehr fest und mit Elasthan, also für Kleider gut geeignet, da er nicht labberig ist. Allerding ist die Farbe eigentlich etwas zu dunkel für mich, daher habe ich ihn mit etwas bunt kombiniert. Das hebt!
Hoffe ich jedenfalls.

Oder dynamisch von der Seite?

Das Taillenband ist aufgesetzt. Da der bunte Jersey sehr weich und ohne Elasthananteil ist, hatte ich Bedenken, das das Kleid sonst an der Stelle aus der Form gerät.

Die Details.

Im Rücken habe ich einen Tick zu viel Stoff  (Hohlkreuz halt...), da staut es sich jetzt manchmal etwas blöd über dem Taillenband.

Wie fotografiert man sich nur selbst von hinten???

Hier sieht man etwas den Taillenbandstau.

Und hier das Zuviel an Stoff im Rücken.


















Gestern habe ich das Kleid probegetragen. Leider nur einen halben Tag, dann wurde es mir zu kalt: ich brauche dringend kleidertaugliche Strickjacken! Das ist eine echte Lücke in meinem Kleiderschrank. Ich muß wohl doch noch stricken lernen.

Leider war gestern in den 30 Minuten, die es hell war, niemand zu Hause, der mich hätte fotografieren können. Und der Selbstauslöser funktioniert nicht mehr (hab wohl die Kamera zu oft fallengelassen). Daher gibt es hier nun wundervolle Spiegelfotos, eines schöner als das andere...und mehr wundervolle Fotos von wundervoll gekleideten Menschen gibt es beim MMM.
Schaut doch mal rüber, es lohnt sich!


Schnitt: Lady Skater von Kitschy Coo
Uni-Jersey: Stretchjersey von Michas Stoffecke
Bunter Jersey: Stenzo

22. Dezember 2014

Weihnachtsendspurt

Hier war es ja länger ruhig. Das lag aber nicht an mir!
Sondern an einem sehr gemeinen Virus, das mich für einige Wochen komplett lahmgelegt hat.
Deswegen stelle ich euch dieses Täschchen für einen Bluetooth-Lautsprecher leider etwas sehr Last-Minute vor...aber ich habe zum Zuschneiden und nähen ca vier Stunden gebraucht. Das könnte also bis Weihnachten noch klappen!
UND es ist ein echtes Männer-Geschenk und die sind ja bekanntermaßen schwer zu beschenken.


Den Schnitt für die Tasche habe ich selbst gebastelt. Ich hatte die genauen Maße vom Soundlink Mini und auch einige Vorgaben bezüglich Aufteilung und Stoffwahl. Genäht habe ich sie für einen Freund, daher hatte ich das Gerät beim Nähen nicht hier und konnte auch nicht zwischendurch mal probieren, ob es passt.


Außen Jeans, innen Vichykaro und als Zwischenfutter Volumenvlies, damit es der Lautsprecher auch schön kuschelig hat.


Für Netzteil und Kabel gibt es eine eigene Netztasche im Deckel.


Und ich war heilfroh, als sich bei der Übergabe herausstellte: es passt genau!
Lediglich der Deckel könnte 1 cm weniger hoch sein, aber besser so, als zu klein!


Das Urteil des Beschenkten nach mehrwöchiger Benutzung:
Total funktional und praktisch und schön!

Sehr gut. So soll das sein!


16. November 2014

Herbstjacken-Sew-Along: Endspurt

Endspurt?
Da kann ich nur in hysterisches Gelächter ausbrechen!
Nur soviel: Flachnähte sind Mist!
Gerade Flachnähte sind ja nicht das Problem, aber gebogene schon.

Wie man hier beispielhaft an der Kapuzenmittelnaht sieht:


Ich habe die Jacke ausgesprochen exakt in doppelter Stofflage mit dem Rollschneider zugeschnitten. Ich schwöre, die beiden Kapuzenteile sind exakt gleich! Leider muß ich wohl irgendwie unbeabsichtigt die eine Lage um 1 cm eingehalten haben... Oder wie erklärt sich sonst der Längenunterschied?
Ich befürchte, das liegt am Stecken und ich befürchte weiterhin, daß ich alle Nähte mit Biegung heften muß...

Ich habe gerade große Lust, diese verflixte Jacke in die Ecke zu werfen und mir stattdessen ein nettes, einfaches Jerseykleid zu nähen.

Naja, mal sehen ob ich mich morgen noch mal motivieren kann...

Viele tolle fertige und fast fertige Herbstjacken gibt es übrigens hier zu sehen.

4. November 2014

Heute ein König

Emmas Stoffabbauprojekt ist schon fast vorbei und beim letzten Treffen geht es um Taschen!
Taschen könnte ich ja eigentlich immer nähen und wenn man nur genug davon näht, kann man auch ordentlich Stoff damit abbauen. Leider ist meine Nähzeit gerade aber doch begrenzt. Damit das mit dem Stoffabbau trotzdem noch etwas wird, habe ich also eine GROßE Tasche genäht, eine Reisetasche nämlich.


Der Schnitt ist der "König" von der ersten Taschenspieler-CD. Außerdem ist das die einzige Tasche, die ich beim ersten Taschenspieler-Sew-Along nicht genäht hatte. Schön, daß ich das jetzt endlich doch noch geschafft habe.


Auf den Schultergurt habe ich mangels passender D-Ringe usw. verzichtet und stattdessen die Träger extra lang gemacht, so daß man die Tasche auch so auf der Schulter tragen kann.


Da ich keine Stoffpappe zur Hand hatte, um den Boden zu stabilisieren, habe ich den Taschenboden aus Kunstleder geschnitten und zusätzlich mit Decovil light verstärkt. Das war blöd zu nähen, scheint aber gut zu funktionieren. Natürlich habe ich nicht daran gedacht, ein Foto vom Boden zu machen...allerdings wäre das auch sehr langweilig geworden.


Damit die Seite nicht so langweilig wird, gab es da eine ziemlich sinnfreie und rein dekorative Collage:


Die Seitentaschen sind innen mit Wachstuch gefüttert, damit es nicht schlimm ist, wenn da doch mal etwas ausläuft.


Außen ist die Tasche ja eher dezent (passend zu dieser Tasche), aber innen geht dann die Sonne auf: gefüttert mit gelber geblümter Popeline.


Mir gefällt der Schnitt. Diese Tasche bleibt allerdings nicht bei mir, sondern ist ein Geschenk für meine Freundin. Ich hoffe, sie gefällt ihr!


Noch eine nützliche Information für diejenigen, die auch auf Reisen nicht auf ihren gewohnten Komfort verzichten wollen: vier Sofakissen passen problemlos hinein!


Dann kann die Reise ja losgehen! Wer kommt mit zu Emma zum Taschentreffen? Hier geht es lang.


2. November 2014

Stoffspielereien: Löcher

Als ich heute Morgen bei Frau Machwerk hereinschaute, mußte ich zu meinem großen Bedauern feststellen, daß ich die Oktober-Stoffspielereien (die diesmal ausnahmsweise im November stattfinden) diesmal total verpasst hatte. Schade!
Ich überlegte kurz, was mir wohl zu dem Thema "Löcher" eingefallen wäre und hatte eine Idee, die mir so gut gefiel, daß ich sie dann doch spontan noch ausprobiert habe. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich das Thema wirklich getroffen habe, aber ich habe definitiv Löcher in Stoff produziert.

Zunächst bebügelte ich ein Stück weißen Viskosejersey, der gerade zufällig auf meinem Tisch lag, mit Vliesofix und zeichnete auf die Papierseite Kreise. Für die Kreise nehme ich gerne, was der Geschirrschrank so hergibt...


Dann die Kreise ausschneiden...


...und, wie im Kindergarten gelernt, zu Achteln falten (Papierseite nach außen). Weil die Achtel im Ergebnis nicht so optimal waren, habe ich die folgenden Kreise dann zu Sechsteln gefaltet. Dann fröhlich nach Belieben Löcher in die Kanten schneiden...


...und auseinanderfalten: Hurra! Schneeflocken!


Die habe ich dann auf die Teile eines noch schnell zugeschnittenen Shirts (Schnitt: Fanö von Schnittreif) gebügelt.

Vorderseite

Rückseite

Eigentlich war der Plan, die Schneeflocken noch mit Handstichen zu fixieren. Aus Zeitgründen habe ich das aber einfach mal mit der Nähmaschine probiert: mit Jerseynadel, reduziertem Nähfußdruck und reduzierter Nähgeschwindigkeit ging das ziemlich gut. Damit sich nichts verzieht, habe ich auf die Rückseite ein Stück Küchenrolle gesteckt. Stickvlies wäre natürlich professioneller gewesen, besitze ich aber leider nicht.


Durch die Struktur der Stiche wirken die Schneeflocken gleich ganz anders, viel filigraner.
Ich bin gespannt, ob sich die Kanten nach der Wäsche noch aufrollen werden, das würde dem Ganzen noch eine dreidimensionale Komponente verleihen.


Ich werde in den nächsten Tagen also liebevoll die restlichen Schneeflocken umnähen und freue mich schon sehr auf das fertige Schneeflockenshirt.


Bei Kaze könnt ihr hier gucken, was man sonst noch für tolle Sachen mit Löchern machen kann.
Vielen Dank für das Thema und die Organisation und die vielen Inspirationen!

Herbst-Jacken-Sew-Along: Zwischenstand

Wie immer komme ich auf die letzte Minute zum dritten Treffen des Herbstjacken-Sew-Alongs.
Und ich gebe es zu: ich bin noch nicht wirklich weit gekommen, denn ich habe mich die ganze letzte Woche damit beschäftigt, mich vor dem Zuschneiden zu drücken...
Denn die Jacke soll ja offenkantig mit Flachnähten verarbeitet werden und dafür braucht man ordentliche Nahtzugaben von genau 5 mm Breite. Und die muß man dann ja anzeichnen. Und dazu hatte ich so gar keine Lust. Und natürlich ist gerade auch noch mein Handmaß spurlos verschwunden und wie soll man ohne Handmaß denn Nahtzugaben anzeichnen?
Ich habe einen ganzen Tag damit verbracht, dieses verflixte Handmaß zu suchen und selbst der Trick, einfach ein neues zu bestellen, hat wider Erwarten nicht zum Auftauchen des alten geführt.

Ich habe dann immerhin mal zwei Probenähte gemacht: eine Flachnaht und eine normale.


Ich muß sagen, daß mich die Flachnaht (rechts) so nicht wirklich begeistert, da ich nicht sehe, wie das Zurückschneiden der Nahtzugabe auf 2 mm ordentlich gelingen soll. Die normale Naht begeistert mich aber noch weniger, denn sie läßt sich mit dem dicken Walkloden nicht wirklich ausbügeln. Das, was ihr da auf dem Bild seht ist das Ergebnis von gut fünf Minuten intensiver Bügelarbeit mit viel Dampf... Also bleibe ich doch besser bei den Flachnähten, werde die aber nicht auf 2mm zurückschneiden. Was bedeutet, daß die 5mm Nahtzugaben ganz besonders ordentlich werden müssen, wozu ich ja gerade überhaupt keine Lust hatte-- s.o.

Aber glücklicherweise gibt es ja Sew-Along-Termine und deswegen habe ich gestern dann doch endlich angefangen. Netterweise hatte mein Jüngster gerade letzte Woche mal wieder einen Zollstock erlegt, so daß ich jetzt zum ordentlichen Anzeichnen einfach ein Stück Zollstock benutzt habe. Geht doch.


Ich habe jetzt also brav alle Nahtzugaben angezeichnet und alles so ordentlich wie möglich mit dem Rollschneider zugeschnitten. Nur die Pattenklappen fehlen noch, für die gab es nämlich kein Schnittteil. Die kommen aber heute Abend dran. Und dann hoffe ich, daß ich bis zum nächsten Treffen ordentlich aufgeholt haben werde. Auf das Nähen freue ich mich nämlich schon!